Die Knobies erobern das Kamsdorfer Bergwerk

Verrückt, das wollen die wirklich machen.
Gefühlte 46 Grad draussen und 8 Grad Untertage. 5 Stunden ohne Sonnenlicht, aber mit viel Luftfeuchtigkeit, Lehm und Dreck, nur wir allein im Berg. Ganz allein sind wir nicht, unser Guide Andreas und Guide(ine) – die unser Futterpaket geschnürt hat und uns die schwachen Funzeln an die Helme geklemmt hat.  Ok, dann ziehen wir uns mal die Overalls und die Gummistiefel an. Die werden schon nach wenigen Sekunden mit Schweiß getränkt sein, aber Feuchtigkeit und Nässe gehören dazu und werden steter Begleiter sein.

Die Stimmung ist super und die andere Gruppe die nur Standardführung genießen wird, schaut neidisch zu uns rüber. Nachdem über die Regeln gesprochen wird und klar ist, dass es keine Toilette geben wir nochmal für Jungs und Mädels. Die letzten Rescue-Tropfen werden eingeworfen und es geht los. Hey Zwerge, Hey Zwerge ho ho ho, schön der Reihe nach hinein ins Dunkle. Am Anfang sind da noch die sorgfältig platzierten Ausstellungsstücke für den Normaltouristen zum Bewundern und endloslange Kabelstränge mit angebrachten Lampen, so dass wir gar nicht merken, wie schwach unsere Stirnleuchten sind. Alles läuft dem Guide Andreas hinterher und gelegentliche Stopps inklusive der Abgabe seines eigens erworbenen Wissens an die Geführten sorgen hier noch für ein geordnetes und zivilisierten Verhaltens seitens der Knobies.
Die Anspannung sinkt, mit jedem Stalaktit  – zur Erklärung (die Tit(t)en sind die, die hängen!) nun beginnt der muntere verbale Schlagabtausch. Ich glaube jetzt möchten so Einige bei uns sein. Guide(ine) ist bereits sehr von uns angetan und will uns buchen. Immer wieder hallen Sprüche nach, manchmal klar und manchmal dumpf vom Stein verschluckt. Wir marschieren, klettern, waten durch Schlamm, müssen uns ducken oder fahren in andere Ebenen (so nennt es der Bergmann, wenn er eine Leiter benutzt).


Unsere Höhen ängstlichen sind eben nicht nur im Kletterwald gefordert, nein auch im Bergwerk. Aber tapfer mit auf dem Rücken quadratisch durchgeschwitztem Overall wird auch dies gemeistert. Halbzeit, Mahlzeit, da hat der Teufel nen Tisch hingestellt und Guideine hat Utensilien für eine Bergmannsmahlzeit dabei. Es wird geschlungen und reingeschoben, als ob es keiner sehen würde, die Lampen sind doch aber an! Mann, Mann, Mann. Der kritische Blasenfüllstand zweier wird offen im Plenum angesprochen und bereitwillig in der Gruppe diskutiert, um Lösungen herbei zu führen. Es wird in die Höhle gepullert – was sonst?! Gesagt, Getan, jetzt ist es besser, ja es ist besser so.

Weiter geht’s, über Stock, ach nee Stein und Geröll und Schlamm und und… Oh den Einweggrill haben wir schon mal gesehen und die Bierflaschen standen vorhin genauso da und diese Marktkaufplastiktüte von vor 15 Jahren. Eh, hier waren wir schon. Was ist hier los? Sowas kennt man auch aus Horrorfilmen, wenn die im Kreis laufen …. will man uns in die Irre führen? Fehlt nur noch, dass die Gruppe getrennt wird.

 

Wir stehen wieder vor einer Leiter, um eine Ebene tiefer zu fahren. Guide Andreas klettert mit dem Chef voraus und beide verschwinden in einem  Gang. Als wir den Gang erreichen, ist von beiden nichts mehr zu sehen. Immerhin ist die Auswahl der möglichen Richtungen stark auf diese eine begrenzt, so dass wir unauffällig folgen. Und weil es so schön ist, halten wir uns die Lampen zu und tappen völlig im Dunklen. Es wird gegaggert und gekichert. Es ist so schön. In jede Pfütze wird gestapft und das Echo geprüft. Vollgeschmiert wie Krieger und aufgeladen von der Gruppendynamik finden wir den Weg zurück in den Touristenbereich. Noch schnell ne Zigarette im Stollen rauchen, das Eine oder Andere Überbleibsel aus vergangenen Bergwerkstagen begutachten und nochmal die Atmosphäre wahrnehmen, bevor wir von der gewittrigen Schwüle des Sommertages erschlagen werden. So schnell kann man gar nicht gucken, da wird sich kollektiv ausgezogen, nur für ein Abschlussfoto reißen wir uns noch zusammen.
Jetzt einfach nur ins Wasser. Aber das ist eine andere Geschichte.

 

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